Heilritual

In meinem beruflichen Alltag treffe ich manchmal junge Familien, die kein so schönes Geburtserlebnis hatten. Und wenn ich die Mütter frage, wie es ihnen damit geht, fangen die meisten an zu weinen. Die Babys tun meistens auch öfters weinen als üblich bis hin zum Schreibaby. Wenn ich ihnen dann vom Heilritual erzähle, sind sie so froh, dass es eine Möglichkeit gibt, dieses zu lösen.

Zuerst fange ich mit einem Heilgespräch an: die Mutter nimmt ihr Kind in den Haut-zu-Hautkontakt, d.h. das Baby hat nur eine Windel an und die Mutter hat den Oberkörper frei. Meistens wollen die Babys sowieso gestillt werden. Die Mutter erzählt mir dann noch einmal die ganze Geburt von ihrem Kind mit dem Fokus auf den Gefühlen. Wichtig dabei ist, dass sie die ganze Zeit den Oberkörper vor und zurück wiegt. Durch dieses Wiegen signalisiert sie ihrem Kind, und auch sich selbst, dass dieses Mal alles ok ist. Ich höre nur zu und passe auf, dass die Mutter diese Wiegebewegung nicht unterbricht. Ich schaue auch immer, dass Taschentücher parat liegen, weil es eine sehr emotionale Sache ist.

Der zweite Teil ist dann das Babyheilbad. Hier brauche ich noch eine dritte Person, meistens den Vater. Die Mutter tut ihr Baby in die kleine Babybadewanne und hält es nur unter dem Rücken fest. Der Vater steht bei den Füßen seines Kindes und tut mit seinen Händen den Uterusfundus imitieren, der das Baby während der Wehe nach unten schiebt. Und ich habe den Kopf des Kindes in meinen Händen und gleite mit einem leichten Druck über die Schläfen und imitiere den Druck, den das Baby bei einer natürlichen Geburt im Geburtskanal erfahren hätte. Dieses mache ich nur bei Kaiserschnittkindern. Bei allen anderen Geburten lasse ich den Teil mit dem Druck auf dem Kopf weg.

Sobald das Köpfchen durch den nachgebildeten Geburtskanal geglitten ist, nimmt die Mutter ihr Kind aus der Wanne und geht sich mit ihm ins Bett legen und genießt dann diese Zeit danach. Es geht darum, das gleiche zu tun wie nach einer natürlichen Geburt: das Baby wird geboren, ist noch ganz feucht und kommt sofort an die Brust der Mutter. Das ist dann ein Rebonding nach dieser zweiten, natürlichen Geburt.

Die Resultate dieses Heilrituals sind für mich immer wieder verblüffend. Die Frauen haben danach meistens wieder viel weichere Gesichtszüge und können mit dieser Geschichte abschließen. Und die Babys sind danach im wahrsten Sinne des Wortes „wie neugeboren“ (Originalzitat einer jungen Mutter). Beobachten konnte ich das sehr gut bei meinen Nachbarn, die unter mir wohnen. Nach dem Heilritual habe ich das Baby fast nicht mehr weinen hören.

Ich habe diese Heilritual aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt. Zum einen hatte ich vor Jahren eine Fortbildung mit Brigitte Meissner, einer Hebamme aus der Schweitz, und habe seither das Heilbad regelmäßig angewendet. Und die Nachbildung des Geburtskanals und den Druck auf das Köpchen hat mir mein Ostoepath gezeigt. Ich habe dann lediglich die zwei Sachen kombiniert.

Nachfolgend das Bild der kleinen Amelia vor und nach dem Heilritual, mit freundlicher Genehmigung der Mutter.